Kampfkunst Moral - Wu De
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Kung Fu Schule Stuttgart

Schule für Kung Fu und Tai Chi

Wichtiger als das Erlernen von Selbstverteidigungsmethoden werden in den Kampfkünsten die Auswirkungen von langem und hartem Training auf die Persönlichkeit erachtet. Viele Meister sind - als Folge ihres langjährigen sich dieser Kunst Widmens -  herausragende Menschen und vorbildhafte Persönlichkeiten.  So ist neben der Herausbildung von kämpferischen Fähigkeiten vor allem das Formen einer Persönlichkeit und eines Charakters das Ziel der Kampfkunst.
Grundsätzlich werden die Tugenden des Handelns und die Tugenden des Geistes unterschieden.

Tugenden des Handelns:

  • Qianxu – Demut
  • Zunjing – Achtung
  • Zhengyi – Rechtschaffenheit
  • Xingyong – Vertrauen
  • Zhongcheng – Loyalität

Tugenden des Geistes

  • Yizhi – Wille
  • Rennai – Ausdauer
  • Yili – Beharrlichkeit
  • Hengxin – Geduld
  • Yonggan – Mut

Während die Tugenden des Handelns eher das Verhalten gegenüber anderen Menschen prägen, sind die Tugenden des Geistes dafür verantwortlich, wie weit ein Lernender auf dem Weg des Lernens kommen wird.

Bemerkungen zu den Tugenden des Handelns:
Wer sich nicht selbst überschätzt und sich nicht über andere stellt - also demütig ist 
wer andere Menschen achtet und respektvoll behandelt,
wer das tut, wovon er denkt, daß es nach moralischen Maßstäben das richtige ist und das   
   nicht tut, was er moralisch nicht vertreten kann - also rechtschaffen handelt
wer anderen vertraut und auch vertrauenswürdig ist
wer loyal zu dem und zu denen ist, für das / die er sich entschieden hat - und auch nicht in deren Abwesenheit gegen di
ese redet oder handelt
wird von den anderen respektiert und geachtet werden.

Langjähriges, hartes Training führt einen Menschen dahin, seine Unzulänglichkeit zu erkennen und demütig zu werden. Nur wer seine Mitschüler achtet wird selbst geachtet und seinen Platz in der Gemeinschaft haben. Wer im Umgang mit anderen nicht rechtschaffen handelt, wird auch im Umgang mit sich selbst ein Auge zudrücken und nachsichtig sein wenn es um die Frage geht ob er sich ausreichend um das Weiterkommen in der von ihm gewählten Weg bemüht. Ohne Vertrauen zu seinem Lehrer wird man manche Übungen für zu mühsam und evtl. nicht zielführend halten. Ohne Vertrauen zu seinen Mitschülern wird man viele Übungen nicht richtig ausführen. Ohne Loyalität zu dem, wofür man sich entschieden hat, wird man wechseln, sobald es unangenehm oder zu anstrengend wird und wird in keiner Tätigkeit meisterschaft erlangen. Im Gegensatz zur vorherrschenden Konsummentalität ist es hart Arbeit. sich ersthaft mit einer Kunst auseinanderzusetzen und sich die Fähigkeiten dieser Kunst anzueignen.

Alle genannten Aspekte führen darauf hin: “Sei Du selbst, stehe zu Deinen Überzeugungen, sei hart mit Dir, Laß Dich nicht durch Deinen inneren Schweinehund vom richtigen Weg abbringen”

Bemerkungen zu den Tugenden des Geistes:
Wie stark oder wie wenig die Tugenden des Geistes bei einem Menschen ausgeprägt sind, ist zum einen dafür ausschlaggebend, wie weit dieser Mensch auf seinem Weg eine Kunst zu erlernen kommen wird - wie lange er “dabei bleibt”. Zum anderen ist dies entscheidend dafür, welches Niveau er in der Ausübung seiner Kunst erreichen wird.

Ohne Wille, Ausdauer, Geduld und Beharrlichkeit wird ein mühsamer Weg sicher vor dem Ziel verlassen werden. Mut ist sicher auch immer wieder zum Durchhalten notwendig - wenn beispielsweise für Außenstehende lächerlich wirkende Übungen wichtig werden, sich der Übende von der Allgemeinheit abhebt und ungewöhnliches tut. Auch wenn Entscheidungen in einem Lebensweg zu treffen sind und andere Wege zugunsten der Kunst, für die man sich entschieden hat nicht weiterverfolgt werden ist Mut notwendig.
Im Kung Fu sind die oben genannten Tugenden zudem für den Erfolg im Kampf wichtig. Wer ohne Mut in einen Zweikampf zieht, wem der Wille zu siegen fehlt, wer keine Geduld hat und nicht den rechten Augenblick für seine Aktionen abwartet, wer nicht baharrlich und ausdauernd konzentriert bleibt wird im Zweikampf nur schwer erfolgreich sein.

Bei Menschen, die sich ernsthaft mit einer Kunst / einem Weg auseinadersetzen, wird dies über die Jahre zu einem Teil des eigenen Lebens. Es gibt keine Eile im Erlernen neuer Techniken oder Inhalte, da die einzigen Grenzen, die es gibt von einem selbst gesetzt werden..
Nicht jeder Weg ist für jeden Menschen der richtige Weg. Woran die meisten, die aufhören jedoch scheitern ist zum einen ein dominierender Konsumgedanke, zum anderen der Mangel an Demut. Wer zu früh zufrieden mit den eigenen Fortschritten ist, sich relativ an seinen Mitschülern mißt und sich für gut hält, wer seine Mitschüler oder Lehrer oder die Unterrichtsmethoden oder –inhalte gering schätzt wird seinen Weg der Kampfkunst noch vor dem Ziel verlassen.