Kampfkunst
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Kung Fu Schule Stuttgart

Schule für Kung Fu und Tai Chi

Kampfkunst

An der Kung Fu Schule Stuttgart unterrichten wir chinesische Kampfkunst mit vielen ihrer Facetten. Meditation, Energiearbeit, Selbstverteidigung, die Beherrschung und der Kampf mit vielen traditionellen chinesischen Waffen gehören ebenso zu unserem Repertoire wie die Vermittlung diverser innerer und äußerer Kung Fu Stile, die Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen des menschlichen Körpers und das Erlernen von Nervendruckpunkttechniken auf Basis der chinesischen Medizin.

Kunst kommt von Können – In der Kunst beherrscht der Künstler sein Metier so gut, dass er dem Gegenstand seiner Kunst Ausdruck verleihen kann. Das Besondere an der Mona Lisa ist es nicht, dass da eine Frau gemalt ist, sondern welchen Ausdruck Leonardo da Vinci ihr gegeben hat. Er beherrscht seine Technik souverän und kann sein Innerstes in seiner Kunst ausdrücken. Dieses überragende Können kommt von langem, ausdauerndem Ausüben und Verinnerlichen der Kunst und der dazu gehörenden Technik.

Nicht anders verhält es sich in der Kampfkunst. Der Gegenstand dieser Kunstform sind die Bewegungen des eigenen Körpers. Mit diesem übt der Kampfkünstler seine Kunst aus. Er vermag dies in einer Perfektion und hat die Techniken und die Geisteshaltung eines Stils in einem Maße verinnerlicht, dass seine Bewegungen den dem Stil eigenen Ausdruck haben. Er kämpft im Bewusstsein und im Erscheinungsbild wie ein Kranich, ein Adler, eine Schlange, ein Betrunkener (o.ä.). In den taoistisch begründeten Kampfstilen kämpft er im Bewusstsein, eins zu sein mit dem Himmel und der Erde und kanalisiert deren Energien wie das Wogen der Wellen und das Blasen des Windes im Einklang mit der Natur. Der Angriff des Gegners wird als eine Erscheinungsform der Natur gesehen – so wie der Hagel, der Blitz und der Regen gegen den wir Techniken kennen.

Weiter gefasst ist der Gegenstand dieser Kunstform die Interaktion mit dem Gegner – der Kampf also. So wie der Maler sein Inneres in seinem Werk ausdrückt und damit die Betrachter seiner Werke berührt, verändert der Kampfkünstler seinen Gegner durch sein Wirken. Der Geist des Kampfkünstlers ist in dieser Metapher der Pinsel, sein Körper die Leinwand und der Gegner der Betrachter. Das Ziel ist es, diesen zu berühren, zu überwältigen, zu verändern – von seiner kämpferischen Absicht abzubringen oder – falls unumgänglich - zu besiegen.

Doch im Gegensatz zur Malerei ist die Kampfkunst eine dynamische Kunst im Hier und Jetzt. Uns geht es nicht darum, etwas zu erschaffen, das ein anderer zu jedem beliebigen späteren Zeitpunkt anschauen und bewundern kann. Die Kampfkunst ist so eher mit Improvisation in der Musik zu vergleichen (wie Meister Park Bok Nam sagt: Vergleichbar improvisierendem Jazz). Der Künstler steht in der Gegenwart in Verbindung mit anderen Künstlern, groovt in einem quasi-meditativen Zustand und lässt sein Können - teilweise eingepackt in seine Techniken – fließen. Dies ist der „flow“ der heute gerne als der erstrebenswerte Geisteszustand bezeichnet wird, in dem Geniales entsteht. Doch über den Anspruch des Musizierens hinaus geht es in der Kampfkunst um Kampf. Ich habe also keine „mit-Musiker“ oder Band-Mitglieder, die mit mir gemeinsam in Harmonie Kunst erschaffen wollen. Der Kampfkünstler hat beim Kämpfen einen Gegner, dessen Ziel es ist, genau das zu verhindern, was ich erreichen will und der mich sogar besiegen will.

Beide Kämpfer haben dieselben Voraussetzungen. Beide haben einen Körper, Extremitäten, Nerven über die die Muskeln angesteuert werden und der Körper durch Impulse vom Gehirn bewegt wird. Beide haben ihre Stärken und Schwachpunkte – viele davon sogar anatomisch begründet deckungsgleich. Was die beiden unterscheidet ist ihr Geist. Die relevanten Unterschiede sind ihre mentale Verfassung, ihre Erfahrung, ihr Wissen, das Maß der Kultivierung und Verinnerlichung ihrer Techniken und ihre Werte. Zudem kommen unterscheidend ihre Motivationen, ihre Emotionen und ihre geistigen Blockaden, blinden Flecken und Hemmnisse hinzu.

Viele Kung Fu Stile haben in ihren Bewegungsmustern und – wichtiger noch – in ihrer Geisteshaltung Ihre Vorbilder in Tieren und in der Natur. Doch was lehren uns diese?

Tiere kämpfen um sich zu verteidigen oder um sich Nahrung zu beschaffen – sie kämpfen um ihr Überleben. Sie leben im Hier und Jetzt, haben keine Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft, sind Instinkt-getrieben. Sie haben kein Problem mit mangelndem Selbstbewusstsein, gekränkten Gefühlen oder inneren Anspannungen. Sie kämpfen nur, wenn Sie müssen – dann aber bedingungslos - und haben oft bereits ein Erscheinungsbild, welches sie siegen lässt ohne zu kämpfen (wer stellt sich schon gerne einem Tiger oder Pavian in den Weg – oder gar einer Giftschlange?).

In der Natur erleben wir wie das Weiche das Harte überwindet und wie Energien kommen und gehen. Keine dieser Energien muss mir gefährlich werden, auch wenn alles einen Bezug zu mir hat. Fast jede Energie, die mir begegnet kann ich verändern und kanalisieren. Erst wenn ich mich gewaltigen Energien in den Weg stelle werde ich Schaden nehmen. Ist die Energie zu stark als dass ich diese relevant verändern könnte, so bin ich immer noch in der Lage, mich in Harmonie mit dieser Energie zu verhalten, ggf. dieser Energie auszuweichen. Ich bin eins mit all dem, mit Himmel und Erde und mit jedem Individuum auf dieser Erde. Dementsprechend kann ich jeden Angriff ins Leere laufen lassen und die Energie des Angreifers verändern.

All dies lebt natürlich vom Verinnerlichen und Beherrschen der Techniken des jeweiligen Stils. Ist dieses Ziel erreicht, werden die Techniken bedeutungslos und Lehre oder Wu Wei (absichtsloses Handeln) kehrt ein. Eine Schlange muss nicht versuchen, sich wie eine Schlange zu bewegen. Sie braucht hierzu keine speziellen Techniken zu beherzigen - sie bewegt sich automatisch wie eine Schlange. Jede Bewegung die sie ausführt, selbst wenn sie diese noch nie ausgeführt haben sollte, wird immer die einer Schlange sein.

Kung Fu heißt übersetzt soviel wie „viel Zeit und Arbeit“ in eine Tätigkeit investieren – dies ist der Weg zur Meisterschaft.

 „Wahrlich siegt, wer siegt ohne zu kämpfen“ - dies ist das eigentliche Ziel der Kampfkunst.

In unserem Training zur Beherrschung der Kampfkunst entwickeln sich Persönlichkeiten zu friedlichen, souveränen und in sich ruhenden Menschen. Anders als vielleicht in vielen Kampfsportarten haben unsere Mitglieder nicht den Wunsch, Fertigkeiten zu erlangen, mit denen sie auf der Straße andere verhauen können – dafür ist unsere Kunst zu anspruchsvoll und der Weg zu lang.

Wahrscheinlich ist dieser Unterschied gut mit dem Vergleich eines Häuser-Anstreichers zu einem Künstler, der mit seinem Pinsel auf Leinwand malt greifbar zu machen. Der eine will nur die Wände weiß machen – der andere erweckt das Lächeln der Mona Lisa zum Leben.
Für den einen ist seine Tätigkeit Broterwerb, für den anderen Selbstverwirklichung und – wie im alten China – sein Weg.